23. Juni 2022

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Klimaneutralität ist ein Schlagwort, das mittlerweile nicht nur auf Unternehmensebene angekommen ist, sondern auch im Profisport immer mehr die Runde macht. Auch die Taskforce „Zukunft Profifußball“ hat die Perspektive einer weitgehenden CO2-Neutralität als ein wichtiges Element für mehr Nachhaltigkeit ausgemacht. Doch wie erreicht man dieses Ziel? Wo stehe ich als Verein überhaupt? Für welchen CO2- Fußabdruck bin ich verantwortlich, und wo sind die Stellschrauben, mich zu verbessern? Um diese Fragen am Ende für sich zufriedenstellend beantworten zu können lohnt sich eine strategische Betrachtung.

Profi-Vereine sind wie Unternehmen

Profi-Sportvereine sind durchaus mit mittelständischen Unternehmen vergleichbar. Es gibt auch bei ihnen direkte Klimaeinflüsse vor Ort wie den Betrieb der Sportstätte oder des Trainingsgeländes, indirekte Einflüsse durch der Anreise der Fans und Besucher sowie Einflüsse in der Lieferkette in Bezug auf Merchandising und Ausrüstung.

Der Schritt in Richtung CO2-Neutralität bedeutet also zunächst eine umfangreiche Aufnahme von Daten und Zahlen mit dem Ziel, möglichst viele Einflüsse zu erfassen und daraus die entsprechende Klimabilanz aufzustellen. Denn nur wer eine Aussage dazu machen kann, wo entsprechende Quellen liegen und wie stark der CO2-Fußabdruck durch sie belastet ist, kann gezielt einen Optimierungsprozess einleiten. Untersuchungen zeigen, dass pro Besucher bei einem Bundesligaspieltag rund 8 Tonnen CO2 anfallen – der überwiegende Teil im Bereich Mobilität.

Viele Ansatzpunkte

Umfragen zeigen, dass trotz verbesserter ÖPNV-Anbindung immer noch 70 Prozent der An- und Abreisen mit dem PKW stattfinden. Aber auch im Bereich des Merchandisings gibt es noch Potenzial. So umfasst der Fanartikel-Katalog meist hunderte von Produkten vom Trikot bis zum Plüschtier für die Kleinsten. In wenigen Fällen ist aber sicher hier bekannt, mit wieviel CO2 der Herstellungsprozess oder der Transportweg belastet sind.

Aber auch im direkten Umfeld stellt sich die Frage: Wie sieht es aus mit meinem Trainingsbetrieb, meiner Sportstätte oder auch meinen Reisen? Hierüber sprachfähig zu sein, ist ein wichtiges Argument auf dem Weg zur eigenen Klimabilanz.

Klimabilanz eröffnet Wege

Bei der Datenerhebung und Bilanzierung steckt oftmals der Teufel im Detail. Über den eigenen Strom- und Wärmeverbrauch weiß der Verein sicher noch ganz gut Bescheid, aber in Sachen Mobilität oder Bezug von Gütern und Dienstleistungen wird es da schon komplexer. Hier hilft sicher eine fachliche Unterstützung, insbesondere, wenn es um die Auswahl von Faktoren sowie der geeigneten Methodik geht. Letztendlich ist die Klimabilanz auch nicht Selbstzweck, sondern dient als Ausgangspunkt für die Entwicklung von Optimierungsschritten bzw. einer Minderungsstrategie. Wenn letztendlich das Ziel ist, klimaneutral zu werden, kann auf Basis der Bilanz eben dieser folgende  Prozess angestoßen werden.

Beispiel einer Klimabilanz Profi Fußballverein für eine Spielzeit

Wir haben auf Basis von frei zugänglichen Daten aus Geschäftsberichten und anderen  öffentlichen Quellen beispielhaft eine Klimabilanz für einen Profi-Fußballverein berechnet. Zugrunde gelegt wurden die Aktivitäten für eine Spielzeit. Demnach fallen in dieser Zeit rund 17.000 Tonnen CO2 an. Mehr als die Hälfte entstehen durch die Anreise der Besucher, aber auch das Merchandising hat einen deutlichen Einfluss.

Stromverbrauch 5.857 t CO2
Wärmeverbrauch 75 t CO2
Anreise Besucher Stadion 9.251 t CO2
Merchandisingverkauf 1.500 t CO2
Catering Besucher 70 t CO2
Abfall 236 t CO2
Wasserverbrauch 11 t CO2
Reise Team Bus u. Bahn 3 t CO2
Reise Team Flugzeug 17 t CO2
Summe 17.020* t CO2

 

Quelle: eigene Berechnungen prisma consult

Fazit

Für eine Strategische Verfolgung von Klimaschutz- und Nachhaltigkeitszielen im Profisport ist die Bestandsaufnahme eine wichtige Grundlage. Eine Klimabilanz bietet die Möglichkeit, erste wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und ist ein gut geeignetes Sprungbrett, um Optimierungsmaßnahmen zu entwickeln und entsprechende Erfolge im Klimaschutz kommunizieren zu können.

Klimaneutral bis 2050

Das Ziel sollte sein, sich den nationalen Klimazielen entsprechend bis 2050 klimaneutral zu stellen. Dies kann durch eine Mischung aus gezielten Energieeffizienzmaßnahmen, der Verbesserung der Nachhaltigkeit in den Abläufen und auch ergänzend dem Kauf von Klimaschutzzertifikaten erreicht werden. Eine durch Klimaschutzzertifikate erworbene Klimaneutralität würde bei einer momentanen jährlichen CO2-Emission von 3.975t CO2e ca. 100.000 bis 500.000 €/a je nach gewähltem Klimaschutzprojekt und Qualitätsstufe kosten. Um diese Kosten möglichst zu verringern, sollten die Abläufe also genauer betrachtet und die Rangfolge Vermeiden – Reduzieren – Kompensierenbeachtet werden.

Die prisma consult bietet Vereinen alle Beratungsleistungen in Sachen Klimaneutralität aus einer Hand:

  • Erstellung einer Klimabilanz
  • Entwicklung einer Strategie zur Emissionsvermeidung
  • Aufbereitung der Ergebnisse für die Kommunikation
  • Beratung zu Kompensationsmöglichkeiten

Weitere Informationen finden Sie auf der Website unseres Projektes CO2-Partner.

Autor: Michael Müller